Es gibt mehrere Gründe, warum eine Spezifikation für den CE-Konformitätsprozess erstellt werden muss. Dazu gehören beispielsweise der Wunsch der Kund*innen, die Qualität und Vorgaben für eingebundene Abteilungen oder Lieferanten. Aus Sicht der Produktsicherheit ist die Spezifikation ein Nachweisdokument, um folgendes festzulegen:
Umweltbedingungen unter denen das Produkt funktionieren soll
Umgebung in der das Produkt funktionieren soll (EMV, Security, öffentlicher Raum)
Nutzer*innen/Anwender*innen für die das Produkt entwickelt wird, z.B. Laien, Menschen mit Behinderung, Fachpersonal, etc.
– daraus resultierend, die Schutz- und Sicherheitsanforderungen
Funktionen, die das Produkt erfüllen muss und deren Aufteilung in:
– Hardwarefunktionen
– Softwarefunktionen
– Kommunikationspfade (Schnittstellen, Treiber, Protokolle)
die Leistungsfähigkeit (Performance) des Produkts
die bestimmungsgemäße Verwendung
die vorhersehbare Fehlanwendung
Die Basis für die Produktspezifikation bildet oft ein Grobkonzept, in dem Informationen von grundlegender Bedeutung sowie die allgemeinen Produktanforderungen konkretisiert sind und in der die Funktionen, Merkmale und der Zweck des geplanten Produkts definiert sind. Da die Produktspezifikation eine entscheidende Rolle bei der Kommunikation mit Entscheidungstragenden oder Kund*innen spielt, sollte sie einige Schlüsselelemente enthalten wie:
Revisionsprotokoll: Aufzeichnung der Dokumentenaktualisierungen, um Änderungen leichter nachverfolgen zu können, mit Angaben zu Autor*in, Projektteam, Erstellungs- und Änderungsdatum, Revisionsnummer, etc.
Kurzfassung: Projekt- und/oder Produktübersicht mit Informationen zum geschäftlichen Hintergrund für die Durchführung des Projekts, einer Beschreibung der Zielgruppe und den übergeordneten Zielen.
Glossar: Erläuterungen der verwendeten technischen und nichttechnischen Terminologie, dient dem besseren Verständnis und Meinungsbildung.
Voraussetzungen, Risiken und Abhängigkeiten: Beschreibung der Faktoren, die das Projekt und die Anforderungen positiv oder negativ beeinflussen können, wie z.B. verfügbare Technologien, Ausstattung oder Know-how.
Anforderungen: Funktionelle und nicht-funktionelle Anforderungen mit ausreichenden Details für die Konstruktion, HW- und SW-Entwickler, ggf. Lieferanten um alle Anforderungen erfüllen, verifizieren und validieren zu können. Hilfreich ist auch eine Durchnummerierung und Priorisierung der Anforderungen.
Referenzen: Liste der unterstützenden Dokumente und Links zu relevanten Elementen.
Wesentlich bei der Erstellung der Spezifikation ist die Prüfbarkeit der Anforderungen. Das Projektteam des Herstellers hat die Aufgabe, Anforderungen zu definieren die eindeutig und prüfbar sind. Mit dem Spezifikationsmerkmal ist demnach immer eine Prüfmethode verbunden oder zumindest die Idee einer Prüfmethode. Ist das Erreichen der Anforderung nicht gewährleistet, wird die entsprechende Anforderung als angestrebtes Ziel definiert. Neben den direkten Anforderungen sind auch die Umgebungsbedingungen, zum Beispiel Einbau und Anwendung des Produktes sowie die Lagerung zu spezifizieren. Die erarbeiteten Anforderungen müssen hinsichtlich dieser Kriterien ausformuliert werden. Die Notwendigkeit und Konsistenz der Spezifikationsmerkmal werden durch die Prüfung auf Redundanz und Priorisierung sichergestellt.